Das Familienbarometer rüttelt auf

Letzte Woche ist das «Familienbarometer 2024» erschienen. Der freisinnige Direktor von Pro-Familia Schweiz Philippe Gnaegi hat die bedrückenden Ergebnisse den Medien präsentiert und klar gemacht: Immer mehr Familien sind in finanzieller Not. Die Hälfte aller Familien in der Schweiz kommt finanziell nur noch knapp über die Runden. Die grösste Sorge sind dabei die explodierenden Krankenkassenprämien.

Betroffen sind längst nicht nur die tiefsten Einkommen. Die Prämienlast hat weite Teile des Mittelstands erfasst. Das ist nicht weiter verwunderlich, schliesslich bezahlt heute eine Familie mit zwei erwachsenen Kindern im Schweizer Durchschnitt jeden Monat fast 2000 Franken an die Krankenkassen.

Besonders bedrückend scheint mir, dass die Familien sorgenvoll in die Zukunft schauen. Laut Familienbarometer fehlt vier von fünf Haushalten der Glaube, dass sich ihre Situation in den nächsten Jahren zum Positiven ändert. Für vier von zehn Familien sind die finanziellen Sorgen sogar mit ein Grund, auf ein weiteres Kind zu verzichten.

Doch die Prämien sind nicht nur für Familien ein Problem. Auch Alleinstehende und Paare ohne Kinder haben immer mehr Mühe, die Krankenkassenprämien zu bezahlen. Die Folge: Manche vermeiden dringend benötigte Arztbesuche, verschulden sich oder leben nur noch knapp über dem Existenzminimum.

In der «Sonntagszeitung» hat Ruth Schneider vorgerechnet, wie es um ihre finanzielle Situation steht. Frau Schneider ist eine alleinstehende Rentnerin, die in Basel wohnt. Sie erhält aus AHV und Pensionskasse rund 4100 Franken. 650 Franken gehen gleich weiter an ihre Krankenkasse. Sie bezahlt also 16 Prozent ihres Bruttoeinkommens an die Prämien – und die Arztrechnungen sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

Gegenüber der «Sonntagszeitung» erzählte sie, dass sie versuche, möglichst auf ärztliche Behandlungen zu verzichten, aus Angst vor der Rechnung im Briefkasten. Ruth Schneider heisst eigentlich anders. Armut ist in der Schweiz nach wie vor mit viel Scham behaftet. Sie wollte deshalb lieber anonym bleiben.

So kann es nicht weitergehen. Am 9. Juni kommt die Prämien-Entlastungs-Initiative zur Abstimmung. Sie fordert, dass die Krankenkassenprämien gedeckelt werden. Neu sollen die Prämien nicht mehr als zehn Prozent des Einkommens ausmachen. Das ist eine zielgerichtete Massnahme, von der Familien, Rentner und Alleinstehende mit tiefen und mittleren Einkommen profitieren würden. Eine vierköpfige Familie mit rund 9’000 Franken Haushaltseinkommen würde monatlich mehrere Hundert Franken einsparen, und Pensionierte und Einzelpersonen mit bis zu 5’000 Franken Einkommen profitieren von der geforderten Deckelung der Prämien. Jene also, die dringend Unterstützung benötigen, damit ihre Kaufkraft wieder besser geschützt wird. Dafür braucht es ein Ja am 9. Juni.

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