Nein zur Schwächung der AHV

Die AHV ist das wichtigste Sozialwerk unseres Landes. Sie soll gemäss Bundesverfassung nach der Pensionierung die Existenz sichern. Mit einer Durchschnittsrente von 1’800 Franken ist das heute nicht der Fall. Viele Menschen leben deshalb im Alter in Armut. Besonders betroffen sind Frauen, weil sie während dem Erwerbsleben oft in Teilzeitpensen gearbeitet haben. Die Frauenrenten sind deshalb mit knapp 2’800 Franken im Schnitt rund ein Drittel tiefer als jede der Männer.

Mit 2’800 Franken kann man kaum leben. Jede zehnte Frau muss deshalb im Alter Ergänzungsleistungen beantragen, obwohl sie das Leben lang gearbeitet hat. Immer noch wird der grösste Teil der Haus- und Sorgearbeit von Frauen erledigt. Sie schauen zu den Kindern, kümmern sich um den Haushalt, um pflegebedürftige Angehörige. Insgesamt hat diese unbezahlte Arbeit einen Wert von 200 Milliarden pro Jahr.

Wir dürfen die Bedingungen für Frauen mit geringem Einkommen nicht noch weiter verschlechtern. Ich zweifle daran, dass die Situation der Frauen in der 2. Säule verbessert wird. Und nun soll ausgerechnet die Generation meiner Mutter die Sanierung der AHV bezahlen. Das ist ungerecht! Betroffen sind die Frauen, die typischerweise sowohl erwerbstätig sein mussten, als auch die gesamte Familienarbeit zuhause erledigt haben, und dabei von keinerlei Massnahmen gegen die Lohnungleichheit oder für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf profitieren konnten.

Apropos Lohnungleichheit: Den Frauen entgehen 7.7 Milliarden Lohneinkommen wegen der Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Würden die Frauenlöhne endlich ansteigen, wäre die AHV dank den Lohnabzügen bereits saniert. Stattdessen soll mit der AHV 21 jede Frau weitere 26’000 Franken verlieren. Ehepaare sind mit 24’000 Franken ebenfalls stark betroffen.

Oft wird argumentiert, dass zur Gleichstellung sowohl Rechte wie auch Pflichten gehören und es darum an der Zeit sei, dass Frauen und Männer gleich lang arbeiten. Nun ist es aber längstens nicht so, dass alle Menschen zur gleichen Zeit in Pension gehen. Wer es sich leisten kann, lässt sich heute schon frühpensionieren und geniesst das Leben. Im Bankensektor macht das jede zweite Person. Das ist kein Zufall. Denn je höher die Löhne, desto tiefer das Rentenalter (und desto höher die Lebenserwartung!). Menschen mit tiefen Einkommen müssen bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten, weil ihre Monatsrente sonst zu stark gekürzt würde. Das sind Arbeiten, die körperlich sehr anstrengend sind, wie die Pflege, die Reinigung oder im Detailhandel.

Schon heute ist es deshalb für die Detailhändlerinnen, die Raumpflegerinnen und Pflegfachfrauen ein grosser Kraftakt, bis 64 zu arbeiten. Die Erschöpfung ist riesig. Ausgerechnet sie sind es, die von der Erhöhung des Rentenalters durch die AHV 21 betroffen wären. Sie könnten es sich aufgrund der schlechten Bezahlung nämlich auch in Zukunft nicht leisten, sich frühpensionieren zu lassen. Wer das so wie ich nicht in Ordnung findet, stimmt Nein. Das gibt den Weg frei für eine ausgewogenere und sozialere AHV-Revision.

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