Seit Corona ist die Welt eine andere geworden. #FlattentheCurve heisst Solidarität mit den Alten und den Kranken, #Standbyyournurse heisst Solidarität mit dem Krankenpflegepersonal. Heute am Tag der Arbeit ist es Zeit für die politische Einordnung der letzten Wochen. Denn vor dem Virus sind wir alle gleich – beim Zugang zu Schutz, Pflege, medizinischer Versorgung und wirtschaftlichen Unterstützungsmassnahmen allerdings nicht. Was wir daraus mitnehmen müssen:
Seit Jahrzehnten wird uns eingetrichtert, wir müssten die Produktion von Waren und Gütern wenn immer möglich dem freien Markt überlassen. Das Resultat: marode Gesundheitswesen in grossen Teilen Europas, fehlende Schutzmasken und Ärztemangel in den reichsten Ländern der Welt, fehlende Beatmungsgeräte im globalen Süden, 30 Millionen Menschen in den USA ohne Zugang zu einer Krankenversicherung. Die Ökonomisierung des Gesundheitswesens, ein System voller Fehlanreize, bei dem eine Operation rentiert und die Pflege kostet, muss rückgängig gemacht werden. Wir brauchen dringend eine Grundversorgung in öffentlicher Hand für alle, unabhängig von Einkommen, Geschlecht oder Herkunft. Einen starken Service Public eben.
Die Frauen tragen die Krise. Der Grossteil der Arbeit in Krankenhäusern, Alters- und Pflegeheimen, in Kindertagesstätten wird von Frauen geleistet. Sie sind es, die für wenig Lohn bei hoher Arbeitsbelastung Tag für Tag für uns alle im Einsatz stehen. Während die Bevölkerung auf den Balkonen applaudiert, wird das Arbeitsgesetz für sie aufgehoben. In diesem Moment schieben im Kantonsspital Baselland 2/3 aller Mitarbeitenden 12-Stunden-Schichten. Auch an Standorten, die notabene keinen einzigen Corona-Patienten versorgen. Und der Druck am Arbeitsplatz war schon vor der Krise zu hoch. Die direkte Folge: Das Personal in der Pflege ist heute öfters arbeitsinvalid als Bauarbeitende, Burn-Outs gehören zur Tagesordnung. Damit muss Schluss sein. Die Care-Arbeit gehört in die Mitte unseres Wirtschaftens.
Solidarität kann nie an den nationalen Grenzen Halt machen. Eine weltweite Pandemie verlangt globale Antworten. Dieses Prinzip gilt bei anderen Krisensituationen ebenso – sei es der Klimawandel, die Wirtschaftskrise oder die humanitäre Situation in den Kriegsgebieten dieser Welt und insbesondere an den EU-Aussengrenzen. Auf den ägäischen Inseln fehlen 40’000 Menschen den Zugang zu Wasser, Medikamenten und Zufluchtorten. In Lateinamerika leben Millionen von Menschen in Armenviertel ohne Möglichkeit für Social Distancing. Die Solidarität, die in hunderten Quartier-Gruppen in der Schweiz gelebt wird, muss nun Vorbild für die internationale Politik sein.
Sorgen wir also gemeinsam dafür, dass wir nicht zurück in die Normalität gehen, sondern vorwärts in eine gerechtere Zukunft voller Solidarität. Jetzt erst recht.